Das richtige Lesen ist eine Frage der Kenntnis der Techniken und beharrlicher Übung. Zu berücksichtigen sind auch die Art des vorliegenden Textes und der Zweck der Textverarbeitung.
Vorausschauendes, koordiniertes Lesen
Beim Lesen sind zwei bzw. drei Komponenten beteiligt, die aufeinander abzustimmen sind: Die Augen, das Gehirn (und die Stimme). Mit den Augen nehmen Sie den Text auf, mit dem Kopf erfassen und formulieren Sie den Gedanken, und mit der Stimme geben Sie den Text oder besser den Gedanken wieder. Würden diese drei von eineinander getrennten Prozesse nacheinander ablaufen, so würden Sie nur sehr langsam lesen können. Tatsächlich können Sie aber alle drei Prozesse gleichzeitig durchführen. Dann ist allerdings eine gute Einzelleistung und Koordination zwischen diesen Prozessen unter Berücksichtigung der geistigen und sensorischen Fähigkeiten notwendig. Was sich aber in Analogie zum Klavierspielen erlernen läßt. Alles nur eine Frage der Technik und des Fleisses!
Wichtig ist dabei das vorausschauende Lesen: Während des Lesens erfassen die Augen bereits den folgenden Text, der anschließend an das Gehirn zur Weiterverarbeitung weitergeleitet wird. Die Augen sollten immer einen Vorsprung vor den Gedanken und dem gesprochenen Text haben. Es gibt zwei Möglichkeiten vorausschauend zu lesen:
1. Paketverarbeitung:
Darunter ist das [Lesen in Bedeutungseinheiten:] zu verstehen. Der Satz wird bereits während des Lesens nach semantisch zusammenhängenden Wortgruppen durchsucht, und dann entsprechend verpackt und verarbeitet. Die Aussage tritt so noch deutlicher hervor und bleibt gut haften. Als hilfreich erweist sich dabei die Beachtung der Satzzeichen! Dieses Verfahren ist besonders beim Lesen eines wichtigen Textes zu empfehlen.
2. Fließbandverarbeitung
Die schnellere Lesevariante. Der Text wird ohne "Vorsortierung" unmittelbar an das Gehirn zur Verarbeitung weitergeleitet. Das Gehirn verarbeitet diesen beständigen Datenstrom dann. Ein solches Vorgehen ist besonders bei der raschen Bewältigung größerer Datenmengen mit geringerem Langzeitwert zu empfehlen. Mit entsprechender Übung lassen sich auch so, bei nur einmaligem Lesen, gute Erfassungs- und Erinnerungsleistungen erzielen und trainieren.
Schnell(er) lesen !? Schnelles Lesen hilft einen größeren Stoffumfang schneller zu bewältigen. "Aber überlese ich dabei nicht leicht etwas? Außerdem kann ich nicht so schnell lesen!". Natürlich wäre es fatal den wichtigsten Gedanken zu überlesen. Aber schnelleres Lesen ist nicht nur möglich, sondern sogar sinnvoll. Vergleichbar mit dem Autofahren.
Wenn Sie 50 km/h fahren, kommen Sie zwar auch voran. Doch Tempo 100 ist genau so möglich und Sie sind doppelt so schnell. Und büßen Sie dabei etwas ein? Im Gegenteil, Ihre Aufmerksamkeit wird noch zunehmen. Selbstverständlich bedeutet das nicht zu rasen oder die ganze Zeit mit konstanter Geschwindigkeit dahin zu fahren. In geschlossenen Ortschaften, d.h. wenn Stoff oder Satzzeichen es erfordern, sollten Sie die Geschwindigkeit drosseln, um danach wieder zu beschleunigen. Behalten Sie auch immer den Verkehr und die Umgebung im Blickfeld. Visualisieren und analysieren Sie das Terrain.
Das schnellere Lesen lohnt sich bei der Menge an zu bewältigenden Lesestoff in jedem Fall. Und manchmal stehen Sie unter Zeitdruck. So wie das Autofahren, so ist das schnelle Lesen aber eine Sache der Technik und Übung. Die Koordination
zwischen Auge und Gehirn muss einfach stimmen. So wie beim Anfahren das Zusammenspiel zwischen Kupplung und Gaspedal!
Lesen Sie nicht Wort für Wort, sondern versuchen Sie möglichst
viele Wörter mit einem Blick zu erfassen und an das Gehirn
weiterzuleiten. Lassen Sie Ihre Augen auch nicht schweifen, sondern
konzentrieren Sie sich auf die Fahrbahn, d.h. die Textzeilen. Fahren
bzw. lesen Sie auch vorausschauend.
Natürlich benötigen Sie noch etliche Fahrstunden, bevor Sie das
Autofahren beherrschen. Lesen Sie deshalb
viel und steigern Sie kontinuierlich das Tempo. Wie wäre es damit, sich ein Ziel zu setzen, wo Sie in ein paar Wochen sein wollen? Vermeiden Sie unnötiges Zurücksetzen. Beim Auto gibt es zwar auch einen Rückwärtsgang. Den werden Sie aber nur wenn es die Situation erforderlich macht einlegen. Ebenso sollten Sie nur bei nicht verstandenen oder bnedeutsamen Textpassagen anhalten, zurückschauen bzw. zurücksetzen.
Laut lesen
Wenn Sie laut, oder wenigstens mit gedämpfter Stimme, lesen haben Sie zum visuellen noch einen akkustischen Reiz und Gedächtnisanker. Einen ähnlichen Effekt erzielen Sie, wenn Sie sich parallel zum Lesen den Stoff von Kassette anhören. Was aber, wenn Sie nicht alleine sind? Dann könnten Sie wenigstens Ihre Lippen bewegen und/oder sich ein lautes Lesen suggerieren. Im Vergleich zum Vorlesen werden Sie so schneller lesen können.
Die Gedanken sind teilweise entnommen aus dem wirklich lesenswerten Buch "speed reading - schneller, mehr, besser lesen -" von Tony Buzan, 5. Aufl. mvg, ISBN: 3-478-71960-7. Sie findendarin viele Anregungen, z. B. wie Sie größere Textmengen mit den Augen auf einen Blick erfassen und so nachweislich höhere Lesegeschwindigkeiten erzielen können.
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